Psychologische Preisgestaltung im E-Commerce: So steigern Sie Ihren Umsatz

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Im E-Commerce können Kund:innen mit einem Mausklick Preise vergleichen. Schon kleine Preisveränderungen sind entscheidend für den Umsatz. Ein guter Grund, einen faszinierenden Bereich des E-Commerce genauer unter die Lupe zu nehmen: die psychologische Preisgestaltung.

In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, wie Unternehmen die menschliche Psyche nutzen können, um die Preiswahrnehmung ihrer Kund:innen im Onlineshop zu beeinflussen und so den Umsatz zu steigern.

Von der visuellen Preisdarstellung bis hin zu strategischen Rabatten und Angeboten zeigen wir anhand von Best Practices, wie Sie Erkenntnisse aus der Psychologie gezielt in Ihrem Onlineshop einsetzen können. So stärken Sie nicht nur Ihre Wettbewerbsfähigkeit, sondern fördern auch die Kundenbindung.

Was ist psychologische Preisgestaltung und warum ist sie im E-Commerce besonders wichtig?

Die psychologische Preisgestaltung nutzt Erkenntnisse aus der Verhaltensökonomie und der Psychologie, um Preise so zu gestalten, dass sie für Kund:innen attraktiver erscheinen. Der Preis kann den wahrgenommenen Wert eines Produktes stark beeinflussen. 

So kann ein hoher Preis Qualität suggerieren, während ein niedriger Preis den Eindruck eines Schnäppchens erwecken kann. Ein reduzierter Preis kann auch die Dringlichkeit des Kaufs erhöhen, indem er das Gefühl einer begrenzten Gelegenheit vermittelt.

Das Ziel der psychologischen Preisgestaltung ist es, die Kaufentscheidung der Kund:innen zu lenken. Dabei werden subtile Hinweise und Wahrnehmungen genutzt, die oft unbewusst wirken. Durch den geschickten Einsatz dieser Techniken können Unternehmen nicht nur den Umsatz steigern, sondern auch die Kundenzufriedenheit und -bindung erhöhen.

Die Kunst der Preisgestaltung im E-Commerce: Preissensible Produkte vs. Luxusgüter

Die Preisgestaltung im E-Commerce erfordert eine differenzierte Betrachtung: Während preissensible Produkte durch ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugen, setzen Luxusgüter auf Exklusivität und Prestige. Unternehmen müssen sich genau überlegen, welche Preisstrategie sie verfolgen und wie sie diese gestalterisch im Onlineshop umsetzen.

Preissensible Produkte: Der beste Preis gewinnt

Kund:innen suchen beim Online-Einkauf häufig nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis, was den Preis zu einem entscheidenden Faktor bei der Kaufentscheidung macht. Dies gilt insbesondere für Produkte, die häufig in großen Mengen gekauft werden, regelmäßig nachbestellt werden müssen oder bei denen es viele vergleichbare Alternativen gibt. 

Bei den folgenden Produktkategorien ist der Preis häufig der wichtigste Treiber für die Kaufentscheidung im E-Commerce:

  1. Lebensmittel und Getränke

  2. Tiernahrung

  3. Haushaltswaren

  4. Wasch- und Reinigungsmittel

  5. Elektronik und Haushaltsgeräte

  6. Bekleidung und Schuhe

  7. Möbel und Wohnaccessoires

  8. Spielzeug und Spiele

  9. Bürobedarf

  10. Garten- und Heimwerkerbedarf

  11. Kosmetik und Körperpflege

Tipp für die grafische Umsetzung im Onlineshop: 

Das Bild zeigt das Produkt in einer einfachen Umgebung, ohne viel Schnickschnack. Der Preis wird deutlich und groß dargestellt, um sofort die Aufmerksamkeit der Betrachter:innen zu erregen. Durch diese unmittelbare Betonung des Preises sollen preisbewusste Kund:innen angesprochen und in ihrer Kaufentscheidung beeinflusst werden.

Übrigens: Warum Sie hier keine Nachkommastellen nutzen sollten (399 € statt 399,99 €), erfahren Sie im Kapitel "Psychologische Preisdarstellung: Die Macht der richtigen Preisangabe".

Luxusgüter: Spiel mit Exklusivität und Prestige

Luxusprodukte hingegen sind mehr als nur Produkte – sie sind Statussymbole und Lifestyle-Statements. Der Preis steht hier weniger im Vordergrund als bei preissensiblen Produkten. Vielmehr definiert sich der Wert eines Luxusproduktes über Exklusivität und Prestige. 

Ein Beispiel wäre eine handgefertigte Tasche von Louis Vuitton. Bei der visuellen Darstellung eines solchen Produkts liegt der Schwerpunkt auf der ästhetischen Präsentation und der Schaffung eines exklusiven Erlebnisses. 

Tipp für die grafische Umsetzung im Onlineshop: 

Hier steht das Produkt im Vordergrund. Der Preis wird dezent platziert, oft in einer neutralen Farbe, um nicht vom eigentlichen Produkt abzulenken. Diese zurückhaltende Platzierung des Preises soll zunächst das emotionale Zentrum des Gehirns aktivieren und die Wertschätzung für das Produkt steigern, bevor der Preis bewusst wahrgenommen wird.

PsyCommerce Best Practice: Psychologische Preisgestaltung im E-Commerce

Die obigen Beispiele haben bereits gezeigt: Die Art und Weise, wie Sie die Preise in Ihrem Onlineshop visuell darstellen, kann das Kaufverhalten Ihrer Kund:innen erheblich beeinflussen. 

Betrachten wir nun genauer, durch welche weiteren psychologischen Tricks Sie insbesondere Ihre preissensiblen Kund:innen vom Kauf in Ihrem Onlineshop überzeugen können.

Psychologische Preisdarstellung: Die Macht der richtigen Preisangabe

Optische Preisdarstellung: Währungs-Zeichen und Dezimalstellen

Eine interessante Erkenntnis aus der Neuroökonomie ist, dass Preise ohne Nachkommastellen und Währungszeichen den sogenannten "Preisschmerz" reduzieren. 

Preisschmerz ist das unangenehme Gefühl, das Menschen empfinden, wenn sie Geld ausgeben. Studien haben gezeigt, dass Kundinnen und Kunden eher bereit sind, Produkte zu kaufen, wenn der Preis ohne Komma und Währungszeichen angegeben wird (z.B. "10" statt "10,00 €" oder "Zehn Euro"). In unseren folgenden Beispielen werden Sie sehen, dass die Onlineshops keine Dezimalstellen verwenden.

Wichtig: Beachten Sie die gesetzlichen Vorschriften zur Preisauszeichnung. Laut Preisangabenverordnung (PAngV) ist die Angabe eines Währungssymbols nicht zwingend, in internationalen Shops aber erforderlich, damit Kund:innen die Währung erkennen können. 

Der Charme der 9

Auch Preise, die auf 9 oder 99 Cent enden, senken den Preisschmerz Ihrer Kund:innen. Nicht ohne Grund sind diese sogenannten “Charme-Preise” in fast jedem Onlineshop zu finden. Kund:innen nehmen sie unbewusst als knallhart kalkuliert und den niedrigstmöglichen Preis wahr.

So erscheint ein Preis von 19,99 € deutlich günstiger als 20,00 €, obwohl der tatsächliche Unterschied nur 1 Cent beträgt. 

Der Anker-Effekt

Der Anker-Effekt beschreibt die psychologische Tendenz der Kund:innen, ihre Preis- und Wertwahrnehmung an einem bestimmten Referenzpunkt zu verankern. Dieser Referenzpunkt, der Anker, kann durch verschiedene Elemente im Onlineshop gesetzt werden, z.B. durch den ersten Preis, den die  Kund:innen sehen, oder durch Vergleichspreise.

Sobald ein Anker gesetzt ist, neigen Kund:innen dazu, ihre Kaufentscheidungen relativ zu diesem Anker zu treffen. Wird beispielsweise ein Produkt zu einem sehr hohen Preis angeboten, können alle nachfolgenden Preise für ähnliche Produkte als günstiger empfunden werden, auch wenn sie immer noch hoch sind. Dies kann dazu führen, dass Kund:innen eher bereit sind, höhere Preise zu akzeptieren, als wenn der Ankerpreis niedriger wäre.

Im folgenden Beispiel eines Online-Shops für Möbel erscheint das gelbe Sofa für 2.250 Euro im Vergleich zum grünen Sofa für 3.500 Euro preiswert. Da es dennoch etwas teurer als das violette Sofa ist, wird es als hochwertiger wahrgenommen. Die meisten Kund:innen werden sich für die goldene – bzw. in diesem Fall gelbe – Mitte entscheiden. Um diese Tendenz zu unterstützen, hat der Onlineshop das gelbe Sofa optisch von den beiden anderen Alternativen abgehoben.

Aber Vorsicht: Nicht nur tatsächliche Preise dienen als Anker, sondern auch andere Zahlen, die auf der Seite rund um das Produkt auftauchen. So können auch scheinbar unwichtige Zahlen wie Versandkosten oder Lieferzeiten die Entscheidung für oder gegen einen Kauf beeinflussen.

In unserem Sofa-Beispiel erscheint die Lieferzeit von 14 Tagen viel länger als die von 2 Wochen, obwohl beide den gleichen Zeitraum beschreiben. Indem Sie sich hier für die kleinere Zahl – die 2 – entscheiden, nehmen Ihre Kund:innen die Lieferzeit als kürzer wahr, als sie tatsächlich ist.

Streichpreise

Ein bewährter Trick im E-Commerce, bei dem der Anker-Effekt wirkt, ist die Verwendung von sogenannten Streichpreisen. Dabei handelt es sich um höhere Ausgangspreise, die durch Rabatte reduziert werden, um den Kund:innen einen Vergleichspunkt zu geben. 

Zurück zum Sofa-Beispiel. Nach wie vor ist das violette Sofa das günstigste, das gelbe Sofa das mittlere und das grüne Sofa das teuerste. Aufgrund des hohen Rabatts beim grünen Sofa haben die Kund:innen jedoch das Gefühl, hier den besten Deal zu machen. Auch hier motiviert der Online-Shop die Kund:innen durch die optische Hervorhebung des Angebotes zum Kauf.

Bitte beachten: Preisangaben sind nur dann zulässig, wenn sie wahrheitsgemäß und transparent sind. Falsche oder intransparente Preiswerbung kann rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen und das Vertrauen Ihrer Kund:innen beeinträchtigen.

Online-Händler müssen daher wahrheitsgemäße und transparente Preisangaben gewährleisten. Insbesondere müssen sie sicherstellen, dass der durchgestrichene Preis in den letzten 30 Tagen vor der Preissenkung tatsächlich gegolten hat. Außerdem muss klar angegeben werden, worauf sich der durchgestrichene Preis bezieht und wie lange das Angebot gültig ist.

Preisstaffelungen und der Lockvogel-Effekt 

Tiered Pricing

Beim “Tiered Pricing”, auf Deutsch “Preisstaffelung”, wird ein Produkt oder eine Dienstleistung in verschiedenen Varianten zu unterschiedlichen Preisen angeboten. Jede Preisstufe bietet unterschiedliche Funktionen, Qualitäten oder Mengen des Produkts. Auf diese Weise werden Kund:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Budgets angesprochen.

Streaming-, Cloud- und Software-Anbieter wie Netflix, Amazon Prime, Apple iCloud oder Adobe Creative Cloud nutzen diese Strategie sehr erfolgreich.

Auch hier wirkt der Ankereffekt: Die teureren Versionen (Pro und Premium) dienen als Preisanker, wodurch die Basisversion günstiger und die Premiumversion besonders wertvoll erscheint. 

Die Kund:innen haben das Gefühl, mehr Wert zu erhalten, wenn sie sich für ein höheres Preisniveau entscheiden. Diese Strategie erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie eine teurere Version wählen, um mehr Funktionen und einen höheren wahrgenommenen Wert zu erhalten.

Der Decoy-Effekt

Der Decoy-Effekt, auch Köder- oder Lockvogel-Effekt genannt, nutzt ebenfalls die Preisdifferenzierung, um Kund:innen mit unterschiedlichen Bedürfnissen anzusprechen. Ähnlich wie beim Tiered Pricing zielt diese Strategie darauf ab, die Präferenz für eine bestimmte Option zu beeinflussen, indem eine Auswahl an Optionen präsentiert wird.

Ein wesentlicher Unterschied besteht jedoch in der Art und Weise, wie diese Auswahl präsentiert wird und wie sie die Entscheidungen der Kund:innen beeinflusst. Während beim Tiered Pricing verschiedene Preisstufen mit unterschiedlichen Funktionen oder Qualitäten angeboten werden, konzentriert sich der Decoy-Effekt darauf, die Attraktivität einer bestimmten Option durch Hinzufügen einer weniger attraktiven Option zu erhöhen.

Schauen wir uns den Effekt anhand des folgenden Beispiels einmal etwas genauer an:

Wir sehen eine Produktübersicht mit drei Kaffeemaschinen:

  • Die Basic-Kaffeemaschine “Tiny Coffee” für 50 €.

  • Die Pro-Kaffeemaschine “The Coffee” mit Zusatzfunktionen für 100 €.

  • Die Premium-Kaffeemaschine als “Limited Edition” mit besonderen Funktionen für 120 €.

Die Pro-Kaffeemaschine “The Coffee” wird hier so inszeniert, dass sie im Vergleich zur Premium-Kaffeemaschine weniger attraktiv erscheint. Der Preisunterschied zur Basic-Version “Tiny Coffee” ist hingegen groß.

Die Pro-Kaffeemaschine “The Coffee” fungiert in unserem Beispiel als “Lockvogel”. Sie wird visuell so inszeniert, dass sie im Vergleich zur Premium-Kaffeemaschine weniger attraktiv erscheint. Durch den geringen Preisunterschied zur Pro-Version, die zusätzlichen Funktionen und die visuelle Gestaltung erscheint die Premium-Kaffeemaschine nun besonders attraktiv.

Die Kund:innen werden dazu verleitet, sich für die teuerste Version – die Premium-Kaffeemaschine – zu entscheiden, weil sie im Vergleich zu den anderen Optionen als das beste Preis-Leistungs-Verhältnis erscheint.

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis

Betrachten wir das Thema Preis-Leistungs-Verhältnis einmal näher: Kund:innen sind besonders glücklich, wenn sie das Gefühl haben, viel Wert für einen günstigen Preis gekauft zu haben. 

Wie Sie bereits beim Thema Preisstaffelung und Decoy-Effekt gesehen haben, lässt sich die Wahrnehmung des besten Preis-Leistungs-Verhältnisses der Kund:innen jedoch durch gestalterische Maßnahmen im Onlineshop beeinflussen, z.B. anhand von Produktvergleichen.

Dieses Beispiel zeigt, wie auch andere Zahlen rund um das Produkt – in diesem Fall die Sternebewertung (4,5/5) und die Anzahl der Kundenbewertungen (789) – als Anker dienen können. Je höher diese Zahlen sind, desto eher sind die Kund:innen bereit, einen höheren Preis zu akzeptieren.

Darüber hinaus wirkt hier auch der Social-Proof-Effekt. Dieser Effekt beschreibt das Phänomen, dass sich Menschen bei ihren eigenen Entscheidungen am Verhalten und den Meinungen anderer orientieren.

Suchergebnisse mit großer Preisspanne

Das Prinzip des Preisankers und des wahrgenommenen Preis-Leistungs-Verhältnisses spielt auch bei der Suchfunktion Ihres Onlineshops eine Rolle. Stellen Sie sich vor, ein Möbelhersteller möchte ein bestimmtes Bett für 600 Euro verkaufen. 

Gibt ein Kunde “Komfortbett” in die Suchleiste des Onlineshops ein und erhält als Ergebnis “Ihre Suche ergab 20 Treffer im Preisbereich von 99 bis 1.900 Euro”, erscheint das Bett für 600 Euro zwar günstig, aber nicht „zu billig“.

Läge die Preisspanne hingegen zwischen 600 und 5.000 Euro, würden die Kund:innen das 600-Euro-Bett sehr wahrscheinlich als minderwertig wahrnehmen. Umgekehrt könnte es bei einer Preisspanne von 50 bis 600 Euro als überteuert wahrgenommen werden.

Fazit aus allen bisher vorgestellten Beispielen:

Geben Sie Ihren Preisen immer einen Kontext!  Wenn Sie ein Produkt zu einem bestimmten Preis verkaufen möchten, sollten Sie in Ihrem Onlineshop mindestens ein Produkt zu einem niedrigeren und ein Produkt zu einem höheren Preis anbieten. So haben Ihre Kund:innen die Möglichkeit, die “goldene Mitte” zu wählen.

Cross-Selling mit Ankerpreisen 

Cross-Selling ist eine erfolgreiche Strategie zur Umsatzsteigerung im E-Commerce. Kund:innen werden dazu angeregt, zusätzliche Produkte zu kaufen, die mit dem Hauptprodukt kompatibel oder ergänzend sind. 

Beim Cross-Selling können sich Online-Händler auch den Ankereffekt zunutze machen:

In unserem Beispiel dient der durchgestrichene Originalpreis der Laptoptasche als Anker, um die Wahrnehmung des Wertes des Zubehörs zu beeinflussen. Durch die Hervorhebung des Originalpreises von 70 € erscheint der reduzierte Preis von 50 € als attraktives Angebot. 

Insbesondere wenn die Laptoptasche zusammen mit dem Hauptprodukt, dem Laptop, angeboten wird, fühlen sich die Kund:innen motiviert, das Cross-Selling-Angebot zu nutzen. Sie gehen davon aus, ein Schnäppchen zu machen, wenn sie das Zubehör zu einem reduzierten Preis kaufen.

Die Sache mit den Rabatten

Rabatte sind ein mächtiges Instrument im E-Commerce, um neue Kund:innen zu gewinnen, den Umsatz zu steigern, die Markenbekanntheit zu erhöhen oder Lagerbestände abzubauen. Auf der anderen Seite bergen Rabatte auch das Risiko, den wahrgenommenen Wert der Produkte zu mindern und Kund:innen zu verlieren. 

Ein Beispiel: Wenn ein Onlineshop eine Tasche von 300 Euro auf 150 Euro reduziert, sinkt der wahrgenommene Wert der Tasche auf 150 Euro. Als Folge sind Kund:innen möglicherweise zukünftig nicht mehr bereit, den ursprünglichen Preis zu zahlen. Stattdessen könnten sie immer auf das nächste Angebot warten oder bei einem anderen Anbieter nach günstigeren Preisen suchen.

Dennoch gibt es Möglichkeiten, Rabatte strategisch sinnvoll in Ihren Onlineshop zu integrieren. Dabei sollten sie sparsam und gezielt eingesetzt und glaubwürdig begründet werden, z.B. bei Neueinführungen, Sortimentsumstellungen oder Last-Minute-Angeboten.

Hier einige Beispiele, wie Rabatte im Onlineshop umgesetzt werden können:

Sonderangebote bei Einführung neuer Produkte

Gezielte Rabatte machen neue Produkte besonders attraktiv für Kund:innen und können dazu beitragen, eine starke Markteinführung zu gewährleisten. Dabei sollten Sie genau angeben, was der eigentliche Preis des Produktes ist und wie lange der Rabatt gilt.

Zeitlich begrenzte Angebote

Es kann sehr vorteilhaft sein, die zeitliche Begrenzung des Angebots visuell noch stärker hervorzuheben. Countdowns o.ä. sind wirksame Mittel, um die Kund:innen zum sofortigen Handeln zu bewegen und den Umsatz zu steigern.

Hier wirkt der sogenannte FOMO-Effekt: Durch die Kombination eines attraktiven Angebotspreises mit einer klaren zeitlichen Begrenzung können Onlineshops ein Gefühl der Dringlichkeit erzeugen und Kund:innen motivieren, schnell zuzuschlagen.

Abos und wiederkehrende Zahlungen

Abonnements und wiederkehrende Zahlungen bieten Kund:innen nicht nur Bequemlichkeit, sondern auch finanzielle Vorteile. Durch die geschickte Gestaltung von monatlichen und jährlichen Zahlungsoptionen können Onlineshops Kund:innen dazu motivieren, langfristige Bindungen einzugehen und gleichzeitig Kosten zu sparen.

Um den Kauf des Jahresabonnements zu fördern, können Sie wie in unserem Beispiel das Angebot und die Ersparnis farblich hervorheben.

Preisbündelung

Preisbündelung, auch Bundling genannt, ist eine clevere Strategie, um Kund:innen eine attraktive Kombination von Produkten anzubieten. Durch die Zusammenstellung mehrerer Artikel zu einem Gesamtpreis können Onlineshops nicht nur den wahrgenommenen Wert steigern, sondern auch die Kaufentscheidung ihrer Kund:innen erleichtern.

In diesem Beispiel erkennen Sie weitere psychologische Tricks, die wir in diesem Artikel bereits erläutert haben:

  • Streichpreis als Preisanker

  • Optische Hervorhebung der Ersparnis

  • Kundenbewertungen Social-Proof- und ebenfalls Preisanker-Effekt

  • Produktvergleiche

  • Der Begriff “Bundle-Aktion” suggeriert eine zeitliche Begrenzung des Angebots und aktiviert damit den FOMO-Effekt.

Mengenrabatte

Mengenrabatte sind eine bewährte Strategie, um Kund:innen zum Kauf größerer Mengen zu motivieren. Durch die Möglichkeit, Produkte zu einem reduzierten Preis zu erwerben, wenn sie in größeren Mengen gekauft werden, können Onlineshops nicht nur ihren Umsatz steigern, sondern auch die Kundenzufriedenheit erhöhen.

Die Macht der Null: Von Gratisangeboten bis Freemiums

Kostenlose Angebote

Die Attraktivität kostenloser Angebote (Nullpreise) führt häufig zu irrationalen Entscheidungen. Kund:innen neigen dazu, kostenlose Produkte oder Dienstleistungen zu bevorzugen, selbst wenn andere, kostenpflichtige Optionen einen höheren Wert bieten.

Sie können die psychologische Anziehungskraft von kostenlosen Angeboten nutzen, um Kund:innen zu einem Besuch und Kauf in Ihrem Onlineshop zu motivieren. Dies führt zu einer stärkeren Kundenbindung, höheren Verkaufschancen und wertvollen Kundendaten, die dem Unternehmen langfristig Vorteile bringen.

Mindestbestellwert für kostenlosen Versand

Die Aussicht auf einen kostenlosen Versand motiviert Kund:innen, zusätzliche Produkte in den Warenkorb zu legen. Dies führt zu einem höheren Warenkorbwert und damit zu mehr Umsatz.

Freemium

Beim Freemium-Modell wird die Basisversion eines Produkts oder einer Dienstleistung kostenlos angeboten. Erweiterte Funktionen oder Zusatzleistungen sind kostenpflichtig. Diese Strategie lockt Kund:innen zunächst mit der kostenlosen Version an und ermutigt sie dann, für erweiterte Funktionen zu bezahlen, sobald sie den Wert des Produkts erkannt haben.

Im Freemium-Beispiel kommt der psychologische Effekt der “Verlustaversion” zum Tragen und kann von Unternehmen geschickt genutzt werden. 

Ein Beispiel: Eine eigentlich kostenpflichtige Version einer Software wird für einen begrenzten Zeitraum kostenlos angeboten. Nach dem Testzeitraum wird die Version deaktiviert - es sei denn, der Kunde kauft ein Upgrade und wird zum zahlenden Kunden. Er hat dann das Gefühl, etwas zu verlieren, wenn er nicht bezahlt.

B2B: Preise auf der Website kommunizieren - ja oder nein?

Nachdem wir uns in diesem Blogbeitrag vor allem mit B2C-Onlineshops beschäftigt haben, wollen wir zum Abschluss noch einen Blick auf den B2B-Onlinehandel werfen.

Die Frage, ob Preise auf einer B2B-Website kommuniziert werden sollen, ist für viele Unternehmen entscheidend. Während sich die einen für eine transparente Preisgestaltung aussprechen, zögern andere, ihre Preise öffentlich zu machen. Doch was sind die Vor- und Nachteile der Preisoffenlegung?

Vorteile der Preistransparenz

  • Vertrauen und Transparenz: Kund:innen schätzen Transparenz. Die Offenlegung von Preisen signalisiert Vertrauen und kann die Glaubwürdigkeit des Unternehmens stärken.

  • Kaufentscheidung und Budgetierung: Kunden benötigen klare Preisinformationen, um fundierte Kaufentscheidungen treffen und ihre Budgets entsprechend planen zu können. Fehlende Preisinformationen können dazu führen, dass potenzielle Kunden zur Konkurrenz abwandern, die ihre Preise transparent offenlegt.

  • Effizienz: Die Offenlegung der Preise auf der Website spart Zeit und Ressourcen des Verkaufspersonals, da die Kunden die Kosten der Produkte oder Dienstleistungen sofort sehen können, ohne direkt danach fragen zu müssen.

Nachteile der Offenlegung von Preisen

  • Wettbewerbsdruck: Die Offenlegung von Preisen kann zu einem erhöhten Wettbewerbsdruck führen, insbesondere wenn die Preise niedriger sind als die der Konkurrenz. Dies kann zu einem Preiskampf und möglicherweise zu Margenproblemen führen.

  • Komplexität der Preisgestaltung: In einigen Branchen oder Unternehmen kann die Preisgestaltung so komplex sein, dass eine klare Darstellung auf der Website schwierig ist. In solchen Fällen kann die Offenlegung von Preisen zu Missverständnissen oder falschen Erwartungen führen.

Tipps für die Preisgestaltung auf B2B-Websites

  • Vor- und Nachteile abwägen: Unternehmen sollten die Vor- und Nachteile der Offenlegung von Preisen sorgfältig abwägen und ihre Entscheidung auf der Grundlage ihrer spezifischen Geschäftsziele und -bedingungen treffen.

  • Alternative Ansätze: Als Ausweg aus dem Preisdilemma können Unternehmen alternative Ansätze wie die Angabe eines Paketpreises, einer Preisspanne oder eines Einstiegspreises in Erwägung ziehen. Diese geben dem Kunden eine grobe Vorstellung von den Kosten, ohne alle Details offen zu legen.

  • Kommunikation: Wenn ein Unternehmen beschließt, Preise auf seiner Website zu veröffentlichen, ist eine klare Kommunikation wichtig. Es sollte erklärt werden, warum diese Entscheidung getroffen wurde und wie die Preise zustande kommen.

Preise im Onlineshop messen und optimieren

Nachdem wir uns mit den psychologischen Aspekten der Preisgestaltung beschäftigt haben, wollen wir nun kurz darauf eingehen, wie diese Strategien in der Praxis getestet und optimiert werden können. Hier kommen A/B-Tests oder auch Preisoptimierungssoftware ins Spiel.

A/B-Testing und Preisexperimente

A/B-Testing ist eine zentrale Methode, um verschiedene Preisstrategien zu vergleichen und ihre Auswirkungen auf das Kaufverhalten zu analysieren. Durch systematische Tests, bei denen verschiedene Kundengruppen unterschiedliche Preise sehen, können Unternehmen herausfinden, welche Preisgestaltung am besten funktioniert.

Die Analyse der Testergebnisse ermöglicht es, statistisch signifikante Unterschiede zu identifizieren und darauf aufbauend die Preisstrategien zu optimieren. Iterative Tests und kontinuierliche Anpassungen helfen, die Preise genau an die Bedürfnisse und das Verhalten der Kund:inn anzupassen.

Datengetriebene Preisstrategien

Datengetriebene Preisstrategien nutzen umfassende Analysen und moderne Technologien wie Preisoptimierungssoftware und maschinelles Lernen. Diese Instrumente ermöglichen es, dynamisch auf Marktentwicklungen zu reagieren und fundierte, datengestützte Preisentscheidungen zu treffen. So lassen sich sowohl der Umsatz als auch die Kundenzufriedenheit maximieren.

Fazit

Psychologische Preisgestaltung ist kein Zufall, sondern eine ausgeklügelte Strategie zur Steuerung des Kundenverhaltens im E-Commerce. Sie berücksichtigt subtile Nuancen und unbewusste Wahrnehmungen, um das Interesse der Kund:innen zu wecken und sie zum Kauf zu bewegen. 

Wenn Unternehmen die Prinzipien der psychologischen Preisgestaltung verstehen und geschickt einsetzen, können sie nicht nur ihren Umsatz steigern, sondern auch die Loyalität und Zufriedenheit ihrer Kund:innen erhöhen.

Mehr zum Thema "PsyCommerce" erfahren Sie in diesem Blog-Artikel: 7 psychologische Tricks für mehr Conversion im Onlineshop