Hyvä im Einsatz

Frontend Magento

Im Sommer haben wir mit Vinai Kopp gesprochen. Er programmiert gemeinsam mit dem Erfinder Willem Wigman am neuen Magento-2-Theme Hyvä. Wir wollten wissen, wie es dazu kam und was es kann. Nicht nur, weil uns Innovationen am Entwickler:innen-Markt grundsätzlich brennend interessieren, sondern insbesondere, weil wir vorhatten, das Theme auszuprobieren. Inzwischen haben wir Hyvä bei zwei großen Kundenprojekten eingesetzt – und wertvolle Erfahrungen gesammelt. Gern sprechen wir mal drüber.

Weniger Aufwand

“Uns hat zunächst vor allem das Versprechen gelockt, dass wir bei Magento-2-Projekten mit Hyvä besonders zeiteffizient arbeiten können”, beschreibt Lukas, Frontend-Programmierer bei der digitalmanufaktur, das schlagkräftige kaufmännische Argument. “Der Tool-Stack und damit die Anforderungen an die Entwickler:innen sind näher an modernen Frameworks.” So könnten auch Frontend-Expert:innen ohne umfassendes Magento-2-Luma-Know-how schnell hochwertige Ergebnisse erzielen.

Von Entwickler:innen für Entwickler:innen

Man merke sofort, dass das Hyvä-Theme aus Entwickler:innen-Sicht gebaut sei, freut sich Lukas. “Es hält, was es verspricht.” Man stoße sonst oft auf immer die gleichen Herausforderungen. Hyvä betreibe nicht die geringste Augenwischerei. Die Dokumentation sei professionell, alles funktioniere und sei einfach zu entwickeln. “Bei Hyvä wussten die Entwickler:innen genau, welches Potenzial im Magento-2-Frontend steckt und haben es zielgerichtet besser gemacht.” Man habe konsequent den lästigen Overhead wie z.B. RequireJs samt jQuery sowie Less beseitigt und das System verschlankt. 

Auch die Updates des Themes während des Prozesses hätten gut funktioniert. “Es ist schon eine echte Herausforderung, mit einem Produkt zu arbeiten, das sich selbst ständig weiterentwickelt”, so Lukas. “Du musst während des Projektes das Modul updaten und hoffen, dass es dir nicht alles zerschießt.” 

Und wenn man mal nicht weiter wisse, helfe die Hyvä-Community. “Wir haben während der Shop-Entwicklung eine Frage in den Slack-Channel gestellt.” Noch am selben Tag habe man eine Antwort bekommen. “Und zwar von Willem selbst”, erinnert sich Lukas an die Spitzen-Betreuung. Wenn ein Prozess so glatt laufe, dann könne man schnell Ergebnisse erzielen. “Wir sprechen hier von wenigen Tagen”, freut sich der Entwickler. Statt von Wochen, wie es bei Luma der Fall sei. 

Module von Drittanbietern funktionieren nur für Luma

Alles gut also? Naja, ein paar Hürden gäbe es schon, räumt Lukas ein. Das habe man aus dem Gespräch mit Vinai bereits mitgenommen. Magento-Module von Drittanbietern seien dafür gemacht, dass sie für Luma funktionieren. “Baust du diese Module in deinen Hyvä-Shop, gibt es keine Garantie, dass diese auf Anhieb funktionieren.” Das verwundere nicht. “Schließlich hat man bei Hyvä ja alles entkernt und rausgeschmissen.” So sei klar, dass es nicht zusammenpasse. “Wenn du Module von Drittanbietern nutzt, musst du diese so umbauen, wie es Hyvä mit dem Rest des Frontends gemacht hat”, erklärt Lukas. Die Hyvä-Entwickler:innen hätten auch hier mitgedacht. Sie stellen innerhalb der Community diverse Kompatibilitätsmodule zur Verfügung, mit der sich die Änderungen schnell programmieren lassen. “Natürlich gibt es noch nicht für jedes Modul ein entsprechendes Kompatibilitätsmodul.” Bei einer solchen Masse an Magento-2-Modulen dauere das einfach. “Inzwischen springen aber auch ein paar Modulhersteller auf den Hyvä-Zug auf”, freut sich Lukas.

Pferdefuß: Checkout

Ein echtes Problem sei aktuell noch der Checkout. “Bisher hatte Hyvä keinen eigenen Kassenprozess”, so Lukas. Dafür habe man den Standard-Luma-Checkout als Fall-Back-Theme bereitgestellt. Das sei ein guter Zug, das Ganze scheitere jedoch an der Individualisierung. Kund:innen wollten ihren Checkout im eigenen Look and Feel haben. Logisch. Sei ja im Rest des Shops auch gegeben. “Doch das Luma-Theme weiß nichts von den Farb- und Schriftvorgaben, die in Hyvä definiert wurden, da das Theme für den Checkout von Luma erben muss, damit es als Fallback funktioniert.” Man müsse also das ganze Look and Feel vom Rest des Shops noch einmal im Checkout Theme nachbauen. Das sei irre aufwendig. Lukas greift zu einem Trick. Er stackt die schlanken Styles von seinem Hyvä-Theme auf das Luma-Theme drauf. Das, was sich dabei nicht überschreiben lässt, passt der Entwickler per Hand an. Das sei zwar unkonventionell, aber der effizientere Weg, schmunzelt Lukas. 

Hyvä zieht nach

Lukas ist zuversichtlich. Die Community werde hier sehr schnell zu Lösungen kommen, die den Prozess für die Entwickler:innen erleichtern. Inzwischen hätten die Hyvä-Entwickler:innen bereits einen eigenen Checkout gebaut – basierend auf React (JavaScript) und GraphQL. “Damit können wir Entwickler:innen etwas anfangen”, freut sich Lukas. dmf setzt jetzt bei einem Kunden zum ersten Mal den neuen Hyvä-Checkout ein. “Vor wenigen Wochen kam der release candidate raus”, erzählt Lukas. Nun seien keine grundlegenden architektonischen Veränderungen mehr zu erwarten. Die Arbeit mit dem neuen Checkout sei wesentlich flexibler als mit dem Luma-Checkout. “Unser Kunde wollte im Checkout eine Mehrstufigkeit umsetzen”, beschreibt der Entwickler eine typische Herausforderung. Das ließe sich super schnell einbauen. “Solche Anpassungen sind im Hyvä-Checkout kein Thema mehr.” Es gäbe inzwischen sogar schon Implementierungen von einigen Payment Service Providern wie z.B: Payone. “Ist man allerdings angewiesen auf einen bestimmten Payment Service, der noch nicht existiert, muss man selber ran und diesen integrieren”, so Lukas. 

Von Standard-Programmierung profitieren

Für Lukas geht der Weg grundsätzlich in die richtige Richtung – so, wie sie auch Hyvä einschlägt. “Das Theme arbeitet mit standardisierter Software wie Tailwind CSS und Alpine.Js”, erklärt er. Klar, müsse man sich hier einarbeiten. Aber bei Standard-Programmierungen sei das in jedem Fall ein lohnendes Invest, ist Lukas überzeugt. Schließlich ließe sich die Software an vielen Stellen einsetzen – und eben nicht nur für Magento-Shops. Ihn ärgere es, dass sich Shopsysteme oft noch in ihrem eigenen Ökosystem verschließen.

Die Standardisierung habe man auch bei dem dmf-Frontend-System “Hubble” im Blick gehabt. Es arbeite mit Standardsoftware und ließe sich damit gut mit verschiedenen Backend-Systemen, beispielsweise bei Shopware-Shops, verbinden. “Sobald ein Interface komplexer wird, sollte man nicht mehr auf Oldschool-Javascript, sondern auf ein modernes reaktives Javascript framework setzen”, ist der Frontend-Experte überzeugt.

Und, können wir Hyvä nun empfehlen?

“Magento-2-Shopbetreiber:innen, die ein stabiles Theme haben, müssen nicht umsteigen – nur um umzusteigen”, empfiehlt Lukas. “Aber, wenn man sowieso in Richtung Redesign überlegt, lohnt es sich, Hyvä mitzudenken.” Ein dmf-Kunde hat von einem Magento-1-Shopsystem auf ein Magento-2-System migriert. “Bei einem solchen Schritt ist Hyvä als Frontend eine echte Chance”, ist Lukas überzeugt. Und nicht nur, weil man dadurch seine Entwickler:innen glücklich macht, schmunzelt er. “Bevor man Geld in die Hand nimmt und sich irgendein fertiges Theme kauft, an das man sowieso nochmal ran muss, um es den individuellen Bedürfnissen anzupassen, sollten Kund:innen besser in Module investieren, die Standardsoftware nutzen.”