Lass uns in Urlaub fahren…
Um eine passende Lösung zu finden, sei es entscheidend, miteinander zu reden. “Damit meine ich nicht, sich zwischen Tür und Angel etwas zuzurufen”, so Philipp. Das sei wie wenn dir jemand sage: “Hey, lass uns in Urlaub fahren”. “Du schaust aus dem Fenster und packst ein paar Pullis und eine Wechselhose ein. Und auf einmal fahrt ihr für sechs Wochen in die Wüste. Mit deinen Klamotten kommst du dann nicht weit”, beschreibt Philipp, wozu es kommen kann, wenn man nicht darüber spricht.
“Wenn wir etwas nicht wissen, können wir es nicht einplanen.” Insbesondere die Anbindung des Shops an das unternehmenseigene Warenwirtschaftssystem sei oft ein Kostentreiber. Die Kund:innen-Aussage “Meine Produkte sind total simpel” sei kaum eine gute Messlatte. Ganz einfach, weil die technische Anbindung nicht klar sei. Auch nicht klar sein könne.
“Wenn der Preis beispielsweise ein Komma hat, dann kann ich das Komma nicht mehr für die Maschinensprache nutzen und muss auf andere Zeichen ausweichen”, wirft Philipp einen Blick hinter die Programmier-Kulissen. Umso wichtiger sei es, in Ruhe über die verschiedenen Themenfelder und Anforderungen auf Kund:innenseite zu sprechen, um die richtigen technischen Konsequenzen zu ziehen.
Konzeptions-Workshops
Um Raum für genau diese Gespräche zu schaffen, geht dmf zu Beginn der Zusammenarbeit mit den Kund:innen in eine Konzeptionsphase. “In einem gemeinsamen Workshop setzen wir Anspruch und Wirklichkeit gegenüber und klopfen genau ab, was es braucht”, erklärt Philipp das Vorgehen.
Dabei nehme dmf ihre Berater:in-Rolle sehr ernst. “Nicht jedes Feature macht am Anfang Sinn”, weiß Philipp. “Oft ist es besser, mit einem überschaubaren Paket zu starten und damit Erfahrungen zu sammeln.” Damit ließen sich die eigenen Anforderungen und die der Kund:innen verifizieren. Er habe stets Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit und sei deswegen gnadenlos ehrlich. Viele Projekte ließen sich besser step by step realisieren.
Am Ende des Workshops habe man eine Excel-Liste, in der alle Punkte aufgeführt seien. Auf dieser Basis ließe sich ein Arbeitspaket schnüren, das schon eine gute Grundlage für ein Angebot liefere.
Und jetzt? “Stehen die Anforderungen, geht es noch um das Look & Feel”, so Philipp. In einem Gestaltungs-Workshop findet dmf heraus, was zur jeweiligen Zielgruppe passt, was gut „funktioniert“ und die Marke passend inszeniert – stets unter Berücksichtigung einer optimalen Conversion. Darauf basiert das sogenannte UX/Feinkonzept.
Nun habe man alles zusammen, um das Angebot zu schnüren und einen Preis zu vereinbaren, auf den sich beide Seiten verlassen können.
Was ist das Ziel?
Um diesen Arbeitsweg souverän zu gehen, sollten sich Händler:innen vorab gut sortieren. Diese Fragen helfen dabei:
- Was genau ist das Ziel, das mit dem Onlineshop verfolgt wird? Soll er nur die Innendienst-Kosten reduzieren oder stehen die Kund:innen mit ihren Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt?
- Braucht es ein Rundum-Glücklich-Paket oder passt ein modulares Vorgehen?
- Wer sind die Stakeholder im Unternehmen, und wer hat welchen Bedarf und welches Mitspracherecht?
- Was sind eindeutige Must-Haves, und was kann als Nice-To-Have vielleicht noch etwas warten?
- Was ist in der Zusammenarbeit wichtig? Will ich beispielsweise einen Ansprechpartner für alle Fragen oder möchte ich lieber mit mehreren Spezialisten sprechen?
- Braucht es einen telefonischen Austausch oder reicht eine Online-Kommunikation?
- Wie wichtig ist mir physische Nähe in der Zusammenarbeit?
Wichtig auch: Dem Projekt Zeit geben und Dinge hinterfragen. “Dass eine Leistung bei einem Anbieter drei Tage und bei einem anderen drei Wochen dauert, kann ganz verschiedene Ursachen haben”, weiß der Vertriebsexperte. “Hier lohnt es sich nachzufragen und die Entscheidung an den eigenen Bedürfnissen zu reflektieren.”
Und ein bisschen Bauchgefühl dürfe bei der Wahl der Partner:innen auch eine Rolle spielen.
Die Zusammenarbeit wird sich verändern
Mittelfristig werde sich die Zusammenarbeit zwischen Kund:innen und Agenturen verändern, ist Philipp überzeugt. Da E-Commerce-Projekte immer komplexer würden, ließen sich konkrete Aufwände kaum noch verlässlich in Projekten planen. “Perspektivisch wird es eine höhere Akzeptanz dafür geben, dass digitale Angebote nicht in Projekten – also in Launches und Relaunches – abzubilden sind, sondern kontinuierlich fachkundig weiterentwickelt werden müssen.”
Agenturen würden deshalb zukünftig vor allem ihr Know-how als Ressource anbieten und auf Basis eines festen, beispielsweise monatlichen, Kontingents mit ihren Kund:innen zusammenarbeiten. Die vereinbarten Ressourcen ließen sich dann abhängig von den jeweiligen Bedürfnisse einsetzen.