New Work – Strategien für eine effektive Zusammenarbeit

New Work

Seit einiger Zeit begleitet der Begriff “New Work” unsere Arbeitswelt. Doch was genau versteht man darunter und warum ist das Thema überhaupt so relevant geworden? Man könnte meinen, New Work wäre primär ein wohlklingendes Buzzword, das insbesondere in der modernen Agenturwelt gern verwendet wird.

Frech ausgedrückt bedeutet New Work allerdings nicht bloß, einen Kickertisch im Teamraum stehen zu haben und stets gekühltes Bier im Kühlschrank zu lagern. Dies kann ein Teil einer positiven Arbeitskultur sein, im Kern gehört aber noch viel mehr dazu. 

Tatsächlich umschreibt New Work ein neues, sich immer weiter entwickelndes Arbeitskonzept unserer modernen, digitalisierten Gesellschaft und drückt viel mehr aus, als man auf den ersten Blick meinen könnte. Es vereint die Punkte Arbeit, Führung und Unternehmensorganisation. Ein tieferer Blick in das Konzept lohnt sich für Arbeitnehmer und Arbeitgeber gleichermaßen.

In diesem Beitrag möchten wir anhand von konkreten Beispielen die Kern-Aspekte des New-Work-Konzepts näher erklären. In einem zweiten Blog-Post werden wir dann einen Einblick in die Arbeitskultur von digital.manufaktur (dmf) geben. Welche Aspekte des “New Work”-Konzepts setzen wir bereits intern um und an welchen Stellen arbeiten wir aktuell daran? 

New Work: Hintergrund und Entstehung des Konzepts

Der Begriff ”New Work” (deutsch: Neue Arbeit) beschreibt das Konzept einer neuen Arbeitsweise im globalen und digitalen Zeitalter, die das klassische Bild von Arbeit in Bezug auf Raum, Zeit und Strukturen aufbricht.

Ursprünglich in den 1980er Jahren von Frithjof Bergmann als Gegenmodell zum Sozialismus entwickelt, bezeichnet New Work ein neues Verständnis von Arbeit, welche vom Einzelnen als sinnvoll, selbstbestimmt und erfüllend empfunden wird und damit das traditionelle Konzept von Arbeit maßgeblich verändert – in Teilen sogar komplett auflöst.

Damit steht die “New Work” im Kontrast zur “Old Work”, die ihre Wurzeln in der Industriegesellschaft hat und durch starre Unternehmensprozesse und hierarchisch organisierte Organigramm-Strukturen geprägt ist.

New Work dagegen fußt in der Wissens- und Informationsgesellschaft, die zu einem Umbruch der Arbeitswelt beigetragen hat. Demnach sind insbesondere durch die Globalisierung und Digitalisierung wichtige Bausteine der New Work entstanden.

Aus diesem Umbruch resultieren folgende Kernfragen: Was ist der Sinn der Arbeit? Und worin liegt das ganz persönliche Potential jeder und jedes Einzelnen?

Ein neues Verständnis von Arbeit in einer immer komplexer werdenden Welt

Durch die rasend schnelle digitale Transformation wird unsere Gesellschaft und damit auch die Arbeitswelt zunehmend komplexer, vielschichtiger, unvorhersehbarer und damit auch unbeständiger. Wir befinden uns mitten in der sogenannten VUKA-Welt (VUKA steht für Volatilität, Unsicherheit, Komplexität, Ambivalenz).

Das Konzept von New Work setzt genau dort an. Es bietet neue Formen für die Arbeit von heute und morgen und entfernt sich somit immer weiter von veralteten, staubigen Strukturen und Führungsstilen mit starren Hierarchien und langen Entscheidungswegen. Unflexible Strukturen passen schlichtweg nicht mehr zu den rasanten Entwicklungen im Hinblick auf Technologisierung, Digitalisierung und Globalisierung.

Insbesondere während der Corona-Pandemie haben wir einen enormen Sprung innerhalb der Digitalisierung in verschiedensten Bereichen unseres privaten und beruflichen Alltags gemacht. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Flexibilität und ein rasches Anpassungsvermögen heutzutage und in Zukunft sind. Gleichzeitig hat sie aufgezeigt, an welchen Stellen Unternehmen ihre Arbeitsstrukturen reflektieren und neu überdenken müssen.

Merkmale von New Work

Selbstbestimmt arbeiten

Eine der Grundfragen der neuen Arbeitskultur von New Work ist, welchen Sinn der oder die Einzelne in der Arbeit sieht. Die Überzeugung für das, was man tut und die Erkenntnis dessen, was man wirklich arbeiten möchte, führt zu mehr Kreativität und Effektivität. Gleichzeitig trägt es zur Entfaltung der eigenen Persönlichkeit bei. 

Das New Work-Prinzip beruht maßgeblich auf Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, Handlungsfreiheit und dem beständigen Lernwillen, weil man weiß, warum man etwas tut. Es findet ein Wechsel vom “Müssen” ins “Wollen” statt.

Die Überzeugung von dem, was man tut, fördert den Spaß und die Kreativität. Dies kann dann die Antriebskraft fördern, Impulse setzen und neue Ideen erzeugen, aus denen Innovationen wachsen können. Somit dient dieser Ansatz nicht nur dem Individuum für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz – auch das Unternehmen profitiert davon.

Essenziell ist auch die individuelle persönliche und berufliche Weiterentwicklung, die nicht selten zu einer Vermischung beider Bereiche führt. Eine sinnvolle Symbiose zwischen Leben und Arbeit löst die Work-Life-Balance ab und wird zum sogenannten “Work-Life-Blending”, wodurch eine Win-Win-Situation zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer entstehen kann. Starre, konforme Arbeitsformen werden von bewusst gewählten Lebensentwürfen abgelöst, die zu den einzelnen Individuen passen.

Potentiale bieten beispielsweise räumliche oder zeitliche Freiräume wie Remote Work, also die Möglichkeit des ortsunabhängigen Arbeitens, die 4-Tage-Woche, Teilzeit-Arbeit oder Freelancing. In unserer heutigen Gesellschaft zählen nicht mehr primär nur Status und Geld, sondern vielmehr Entfaltung, Selbstbestimmung, Weiterentwicklung und Wertschätzung. 

Wichtig für selbstbestimmtes Arbeiten ist das Vertrauen in jeden einzelnen Mitarbeitenden, Dinge selbst entscheiden zu können und den nötigen Handlungsspielraum zu erhalten, um flexibel und schnell auf neue Anforderungen reagieren zu können. 

Divers arbeiten

Diversität in der New Work hat viele Aspekte. Zum einen etablieren sich neue Formen der Arbeitsorganisation. Die Arbeit in festen Abteilungen wird von agilen Projektteams abgelöst, die sich je nach Projekt und Kompetenz neu zusammenstellen.

Damit findet eine Vermischung von Menschen aus verschiedenen Abteilungen und mit unterschiedlichen Hintergründen statt. Der Vorteil ist ganz klar: durch die Vermischung von Teams entstehen neue Verbindungen und Arbeitsweisen, die Kreativität und neue Lösungsansätze werden angeregt und verschiedene Kompetenzen lernen voneinander.

Aber nicht nur in Bezug auf die Kompetenzen sollte Diversität gelebt werden – auch im Hinblick auf die sozialen und kulturellen Hintergründe, Geschlechter und das Alter sollte eine Vermischung innerhalb der Teams stattfinden. Eine erfolgreiche Arbeit findet in erster Linie mit unterschiedlichen Menschen, Lebenserfahrungen und Kompetenzen statt. 

Eine diverse Zusammenarbeit kann auch bedeuten, dass klassische Arbeitsverhältnisse (beispielsweise in Form von festen Anstellungen) mehr und mehr aufbrechen und neuen Formen weichen. Beispiele dafür sind die Arbeit mit Freelancer:innen, Zulieferer:innen und Partner:innen sowie neue Arbeitszeitmodelle. 

Organisiert arbeiten

Durch das New-Work-Konzept ergibt sich automatisch die Organisation neuer Strukturen und Prozesse innerhalb eines Unternehmens.

Einerseits definiert sich das Thema Leadership neu. Anstelle einer Führungsspitze, die eine ganzheitliche Kontrollfunktion der Arbeitsprozesse über alle Teams hinweg hat, nehmen Projektleitende eine Moderatorfunktion innerhalb einzelner Projekte ein.

So geht es bei Führungskräften nicht mehr um Leitung im eigentlichen, traditionellen Sinne, sondern um die agile Steuerung aller Mitarbeitenden und Projektteams und um die Erhaltung der Produktivität im Unternehmen. 

Die neue Rolle der Führung besteht somit in der Definition des Rahmens und der groben Laufrichtung, wodurch die Selbstorganisation im Team möglich wird. Diese Veränderung führt zu kürzeren Entscheidungswegen und flacheren Hierarchien, da Entscheidungen primär eigenständig oder im Projektteam gefällt werden. Gleichzeitig wird das Vertrauen in die Mitarbeitenden gestärkt.

In den neuen Arbeitsformen sind viele Abläufe digitalisiert und automatisiert. Dies verlangt zunehmend ein hohes Maß an Flexibilität, Wandlungsfähigkeit und den Blick über den Tellerrand. Die immer schnellere, sich wandelnde Arbeitsumgebung mit teilweise unvorhersehbaren neuen Anforderungen braucht eine agile Netzwerk-Organisation, um den Herausforderungen besser gewachsen zu sein.

Das bedeutet somit, dass die Grenzen zwischen den Abteilungen verschwimmen und auch ein schnellerer Wechsel zwischen Arbeitgebern, verschiedenen Aufgaben und Funktionen normaler wird.

Aus diesen neuen Anforderungen entwickeln sich mehr und mehr Arbeitsmethoden und Tools, die die Zusammenarbeit, die Projektorganisation und die Workflows erleichtern sollen. Als Beispiele seien hier Methoden wie Kanban, Scrum, Design Thinking oder Prototyping genannt. 

Positiv arbeiten

Neben einer sinnstiftenden, diversen und organisierten Arbeit sind auch eine positive Einstellung, der Spaß, die Wertschätzung und das Arbeitsklima wichtige Faktoren des New-Work-Konzepts. Dauerdruck und Missstimmung im Unternehmen oder in den einzelnen Teams hemmen die Kreativität und Produktivität gleichermaßen. Und das führt nicht selten zu schlechteren Arbeitsergebnissen.

Stattdessen sollte den einzelnen Mitarbeitenden Vertrauen geschenkt und die Möglichkeit gegeben werden, den Erfolg des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Auch der Druck der “Null-Fehler-Toleranz” sollte einer positiven Fehlerkultur weichen. Die Angst davor, Fehler zu machen, ist der größte Leistungskiller. Positive Fehlerstrategien dagegen können einen messbaren Wettbewerbsfaktor darstellen.

Was braucht ein Unternehmen, um New Work umzusetzen?

Eine strukturierte Arbeitsumgebung

Die Arbeitsumgebung ist ein wesentlicher Faktor für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Innerhalb der Büroräumlichkeiten sollten Teams in einer freien, entspannten Atmosphäre zusammenarbeiten können, ohne räumlich zu stark voneinander entfernt zu sein. Damit Ideen fließen können, müssen die Gedanken den nötigen Raum bekommen. Das funktioniert nicht in einer starren, isolierten und unflexiblen Arbeitsumgebung.

Ein Beispiel für die Umsetzung dieses Konzepts sind Open-Space-Büros, die mit ihren freien Strukturen und offenen Räumlichkeiten viel Raum für den sozialen Austausch und die Gemeinschaft bieten. Informationen können schneller fließen und die Möglichkeiten zur effektiven Zusammenarbeit werden größer. Neben der gemeinsamen Arbeit sollte aber auch die Möglichkeit für den nötigen Freiraum und Rückzug des Einzelnen oder kleinerer Team-Konstellationen gegeben sein.

Eine weitere Option stellen Team-Büros dar, in denen die einzelnen Projektteams während der Projektphasen zusammenarbeiten, die den Mitarbeitenden aber auch die Möglichkeit bieten, sich für neue Projekte wieder neu zusammenzustellen.

Auch Non-territoriale Arbeitsplätze finden immer mehr Anklang in modernen Arbeitskonzepten. So gibt es in diesem Modell in der Regel keine festen Arbeitsplätze mehr, sondern frei verfügbare Plätze, die täglich neu gewählt werden können und in denen Teams und einzelne Personen die Möglichkeit haben, je nach Anforderung flexibel den Arbeitsort zu wechseln.

Dieses Modell bietet darüber hinaus die Möglichkeit, den Wechsel zwischen Remote Work und der Arbeit im Büro optimal miteinander zu verknüpfen. Arbeitet ein Mitarbeiter bzw. eine Mitarbeiterin nicht immer im Büro, so muss sein Arbeitsplatz nicht zwangsläufig leer und ungenutzt bleiben, sondern kann von einem anderen Teammitglied belegt werden.

Diese Vermischung und Flexibilität kann sich darüber hinaus auch positiv auf die Betriebskosten (Miete, Strom etc.) des Unternehmens auswirken, da nicht mehr unbedingt ein Arbeitsplatz pro Mitarbeiter:in gestellt werden muss und bei wachsender Teamgröße nicht zwangsläufig ein Umzug in eine größere Räumlichkeit erfolgen muss.

Die Struktur der Arbeitsumgebung ist nicht nur räumlich definiert, sondern auch zeitlich. Es etablieren sich mehr und mehr alternative Arbeitszeitmodelle zur klassischen 40-Stunden-Woche, wie beispielsweise die 4-Tage-Woche oder auch 6-Stunden-Tage.

Hintergrund dieser Konzepte sind die Steigerung des Wohlbefindens und der Produktivität jedes Einzelnen. Auch in diesem Bereich wird innerhalb von New Work zunehmend auf Flexibilität und Selbststrukturierung der einzelnen Mitarbeitenden geachtet.

Die richtige technische Ausstattung

Ohne eine gute technische Ausstattung können sämtliche Aspekte von New Work nicht funktionieren. Software und Hardware sollten auf die neuen Arbeitsbedingungen abgestimmt sein und die Möglichkeit zur effektiven, flexiblen Zusammenarbeit ermöglichen. Auch die Möglichkeiten zur Kommunikation sollten durchdacht sein und ortsunabhängig funktionieren. 

In diesem Blog-Beitrag geben wir einen Einblick in die Tools und Technologien, die wir für die digitale Zusammenarbeit bei dmf nutzen.

Mut zur Transformation

Für die erfolgreiche Umsetzung des New-Work-Ansatzes gehört in erster Linie, konservative Werte und Strukturen über Bord zu werfen und sich neuen Möglichkeiten, aber auch eventuellen Herausforderungen zu stellen. Für die Umsetzung neuer, unkonventioneller Ideen gehören viel Mut und auch die Möglichkeit des Scheiterns. 

New Work ist kein starres Konzept, das eins zu eins nach Lehrbuch umgesetzt werden muss. Genau wie jedes Unternehmen unterschiedlich ist, so hat auch der New-Work-Ansatz verschiedenste Facetten. Frei nach dem Motto “alles kann, nichts muss” sollten Sie den Weg gehen, der am besten zu Ihrem Unternehmen und zum Team passt und auch eine Chance darin sehen, aus Fehlern zu lernen. 

Fazit

New Work ist kein Trend, der für einige Zeit in unseren Köpfen auftaucht und bald wieder verschwunden ist. New Work ist ein wachsendes, sich den neuen Gegebenheiten anpassendes Konzept. Und genau wie sich unser Leben und unsere Arbeit durch den raschen Wandel und die neuen Technologien immer weiter entwickeln, so wird auch das Konzept New Work in Zukunft um immer neue Facetten bereichert werden.