ChatGPT im Praxis-Test: KI-Produktbeschreibungen im Onlineshop

Ansprechende und informative Produktbeschreibungen sind ein Muss für jeden erfolgreichen Onlineshop. Die Erstellung dieser Texte kann jedoch zeitaufwendig und mühsam sein, insbesondere für Unternehmen mit einer breiten Produktpalette.  

In diesem Beitrag zeigen wir, wie wir einem der renommiertesten Schuhhändler Deutschlands dabei geholfen haben, die Erstellung von Produktbeschreibungen mit Hilfe von ChatGPT zu automatisieren.

Christoph Bock, Senior Consultant bei digital.manufaktur, berät unsere Kund:innen in diversen E-Commerce-Projekten. In unserem Blog teilt er seine Erfahrungen aus der E-Commerce-Praxis und zeigt, wie einfache Tools zu großen Erfolgen führen können.

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In diesem Blog-Beitrag gibt Christoph Bock, E-Commerce-Experte und Senior Consultant bei digital.manufaktur, wertvolle Tipps, wie Online-Händler ChatGPT für die automatische Erstellung von Produkttexten nutzen können. Dabei geht er auch auf mögliche Herausforderungen und Fallstricke ein.

Mehr Effizienz durch Automatisierung

Unser Kunde, ein führender Schuhhändler in Deutschland, stand vor der Herausforderung, ansprechende Produktbeschreibungen für sein umfangreiches Sortiment zu erstellen. Diese Texte mussten zudem für drei verschiedene Verkaufsplattformen individuell angepasst werden, um Duplicate Content zu vermeiden. Die manuelle Erstellung dieser Beschreibungen war nicht nur zeitaufwendig, sondern auch ressourcenintensiv.

Um dieses Problem zu lösen, haben wir eine Anbindung an ChatGPT implementiert, die es ermöglicht, Produkttexte auf Basis bestimmter Daten vollautomatisch zu erstellen. Christoph erklärt: „Die Basisinformationen wie Name, Material, Größe und Farbe der Schuhe werden automatisch als CSV-Datei importiert. ChatGPT erstellt daraus in Sekundenschnelle drei passgenaue Produktbeschreibungen als Fließtext.“

Zuvor wurden die Beschreibungen von geübten Produkttexter:innen erstellt. Neben der Schreibzeit waren auch die Abstimmung und die eingeschränkte Verfügbarkeit der Schreibkräfte ein Zeitfaktor, der Ressourcen kostete. „Durch den Einsatz von ChatGPT können die Produkttexte nun sehr viel schneller online gestellt werden. Die KI arbeitet unabhängig von der Verfügbarkeit menschlicher Schreibkräfte und erledigt die Arbeit in wenigen Sekunden. Dadurch kann sich unser Kunde auf andere wichtige Geschäftsbereiche konzentrieren“, so Christoph. 

Integration der KI-Lösung in die vorhandene IT-Infrastruktur

Die Integration einer KI-basierten Textgenerierung in die bestehende IT-Infrastruktur eines Unternehmens stellt oft eine große Herausforderung dar. Das war auch bei unserem Kunden der Fall. 

Christoph: “Eine der wichtigsten Anforderungen war, dass die generierten Texte ohne zusätzlichen manuellen Aufwand direkt in das Shopsystem des Schuhhändlers fließen. Dazu gehörte auch die Anpassung der Schnittstellen, um eine reibungslose Kommunikation zwischen der KI und dem Shopsystem zu gewährleisten.”

Experten-Tipp #1: 

Bei der Integration von KI-Lösungen in Ihre bestehende IT-Infrastruktur ist eine sorgfältige Planung unerlässlich. Ziehen Sie gegebenenfalls spezialisierte Dienstleister wie digital.manufaktur hinzu, um den Integrationsprozess zu beschleunigen und mögliche Probleme frühzeitig zu erkennen und zu beheben.

Automatische Bilderkennung mit ChatGPT 4o: Chancen und Herausforderungen

Seit der Version ChatGPT 4o bietet die KI zusätzlich eine automatische Bilderkennung, die visuelle Merkmale auf den Produktbildern erkennt und in den Text integriert. „Diese Funktion ermöglicht es, noch detailliertere und ansprechendere Produktbeschreibungen zu erstellen, die den Kund:innen einen besseren Eindruck vom Produkt vermitteln“, so Christoph.

Allerdings gibt es auch Herausforderungen bei der automatisierten Bilderkennung. Christoph weist darauf hin, dass die KI nicht immer alle visuellen Merkmale zuverlässig erfasst. „Es kann durchaus vorkommen, dass in drei von zehn Fällen ein auffälliges Produktmerkmal einfach übersehen wird“, erklärt er. 

Diese Unzuverlässigkeit zeigt, dass die Technologie noch in der Entwicklung ist und nicht in allen Fällen perfekte Ergebnisse liefert. 

Experten-Tipp #2: 

Sie sollten alle Produkttexte noch einmal manuell überprüfen, um sicherzustellen, dass alles korrekt ist und alle wichtigen Produktmerkmale in den Beschreibungen enthalten sind.

Der Schlüssel zur Qualität: Präzise Produktdaten und genaue Kategorisierung

Um mit ChatGPT automatisch sehr gute Produktbeschreibungen zu erstellen, ist die Qualität der bereitgestellten Produktdaten entscheidend. Die Textqualität hängt maßgeblich von der Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen ab, die der KI zur Verfügung gestellt werden. 

Im Fall unseres Schuhhändlers werden alle Basisinformationen zu den Produkten automatisch aus einer CSV-Datei importiert. Diese Daten müssen jedoch korrekt, fehlerfrei und gut strukturiert sein, damit ChatGPT präzise und ansprechende Produktbeschreibungen generieren kann. Unvollständige oder inkonsistente Daten führen zu ungenauen Texten, die möglicherweise nicht informativ genug sind oder falsche Informationen enthalten.

Eine weitere Herausforderung ist die Kategorisierung der Produkte. Dazu unser Experte Christoph: "Die meisten großen Schuhhersteller pflegen ihre Artikelinformationen zentral im European Content Center for Shoes. Alle Händler, die Teil dieses Netzwerks sind, beziehen ihre Daten von dort. Dort gibt es aber z.B. nur die Kategorie 'Sandalen/Sandaletten' und keine weiteren Kategorien. Die KI weiß also nicht, ob das Produkt eine Sandale oder eine Sandalette ist. Diese Information muss dann manuell in die Stammdaten eingetragen werden, damit die KI sie verarbeiten kann."

Experten-Tipp #3:

Eine genaue Kategorisierung und Pflege der Produktdaten ist entscheidend für qualitativ hochwertige Produktbeschreibungen mit ChatGPT. Vor der automatischen Textgenerierung sollten Sie daher sicherstellen, dass alle Produktdaten vollständig und alle Produkte eindeutig kategorisiert sind.

Die Rolle von Prompts und Prompt-Engineering

Neben der Qualität der Produktdaten ist ein weiterer Faktor bei der Erstellung automatischer Produktbeschreibungen entscheidend: der Prompt, also der Input, den ChatGPT zur Generierung der Texte verwendet. Christoph erklärt: "Der beste Prompt erfordert keine Programmierkenntnisse, sondern menschliche Intelligenz. Analytisches Denken und Problemlösungsfähigkeiten spielen eine Schlüsselrolle, um die Qualität von KI-Interaktionen zu verbessern."

Für den führenden Schuhhändler in Deutschland haben wir von digital.manufaktur das Prompt-Engineering übernommen. Christoph betont: „Wir haben viel Zeit in die Optimierung des Prompts investiert. Diese Arbeit wird oft unterschätzt. Sie ist aber entscheidend für die Leistung von ChatGPT“. Durch präzise und gut formulierte Prompts kann die KI besser auf spezifische Anforderungen reagieren und qualitativ hochwertige Texte liefern.

Eine der größten Herausforderungen bei der automatischen Erstellung von Produkttexten ist die Einhaltung einer bestimmten Zeichenanzahl. Christoph erklärt: “ChatGPT arbeitet tokenbasiert. Tokens sind keine einzelnen Zeichen, sondern Wortteile oder ganze Wörter. Das erschwert die genaue Berechnung der Zeichenanzahl.

Experten-Tipp #4:

Um die gewünschte Textlänge zu erreichen, sollten Sie im Prompt nicht die Anzahl der Zeichen, sondern die gewünschte Anzahl der Wörter angeben. Christoph empfiehlt: "Bei uns hat es sich bewährt, eine relativ große Spanne für die Wortanzahl anzugeben. Für unseren Schuhhändler habe ich zum Beispiel eine Wortzahl zwischen 125 und 155 gewählt.”

Effektives SEO mit KI: Integration von Keywords in Produktbeschreibungen

Die Produkttexterstellung mit KI ermöglicht es Unternehmen, gezielt relevante Keywords einzubinden, um das Suchmaschinenranking ihrer Produkte zu verbessern. Durch die Integration dieser Keywords können Unternehmen ihre Sichtbarkeit und Auffindbarkeit in den Suchmaschinenergebnissen deutlich steigern.

Moderne KI-Modelle unterstützen zudem bei der Keyword-Recherche, indem sie relevante Keywords mit hohem Suchvolumen und geringer Wettbewerbsintensität identifizieren. Dies erleichtert Unternehmen die Auswahl der optimalen Keywords für ihre Produkte und trägt zur effektiven Unterstützung ihrer SEO-Strategie bei.

„Die Optimierung von Texten für eine bessere Auffindbarkeit ist ein entscheidender Teil einer erfolgreichen Online-Marketing-Strategie“, betont Christoph. Durch den Einsatz von KI-generierten Produkttexten können Unternehmen nicht nur Zeit und Ressourcen sparen, sondern auch ihre SEO-Ziele effektiv verfolgen, indem sie ihre Inhalte optimal auf die Anforderungen von Suchmaschinen ausrichten.

Experten-Tipp #5: 

Bei der Integration von Keywords ist es wichtig, sowohl auf deren Relevanz als auch auf deren natürliche Platzierung im Text zu achten. Eine ausgewogene und organische Integration unterstützt nicht nur die SEO-Optimierung, sondern verbessert auch die Lesbarkeit und Nutzererfahrung der Produktbeschreibungen.

Für welche Produkte eignet sich die automatische Textgenerierung mittels KI – und für welche nicht?

Ob die automatische Textgenerierung durch KI sinnvoll ist, hängt stark vom Produktsegment ab. Christoph erklärt: "Produkte wie Elektronikartikel, Haushaltsgeräte oder Modeaccessoires, bei denen die Produkteigenschaften vergleichbar und austauschbar sind und der Preis eine entscheidende Rolle spielt, eignen sich besonders gut für KI-generierte Produktbeschreibungen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Menge der Inhalte und Produktinformationen. Gerade bei teuren Produkten ist es wichtig, möglichst viele Informationen bereitzustellen. „Je mehr Informationen, desto wertvoller erscheint das Produkt“, so Christoph. KI-Sprachmodelle können dabei helfen, diese Informationen in strukturierte und informative Texte umzuwandeln, die das Produkt detailliert beschreiben und seine Vorteile hervorheben.

Für Nischenprodukte hingegen, die individuell und hochpreisig sind, empfiehlt Christoph die manuelle Texterstellung. „Je weniger die Produkte mit anderen vergleichbar sind, desto wichtiger sind individuelle Texte“, erklärt er. 

Ein Beispiel dafür ist ein renommierter Weinhändler, der handverlesene Weine von ausgewählten Winzern verkauft. Die Kund:innen vertrauen seiner Kompetenz und kaufen nicht nur das Produkt, sondern auch die Geschichte und das Erlebnis dahinter. In solchen Fällen sind generische KI-Texte ungeeignet, da sie die Einzigartigkeit und den Wert des Produkts nicht adäquat vermitteln können.

Experten-Tipp #6:

Sie sollten ihr Produktsegment genau analysieren: KI-generierte Produktbeschreibungen eignen sich gut für vergleichbare Produkte, bei denen der Preis und austauschbare Eigenschaften im Vordergrund stehen. Bei hochwertigen, einzigartigen Produkten ist eine individuelle Texterstellung ratsam, um die Besonderheiten und die Geschichte dahinter optimal zu kommunizieren und das Markenimage zu stärken. Auch hier kann KI natürlich unterstützen.

Wofür brauchen wir weiterhin menschliche Kompetenz?

Die Zusammenarbeit mit KI erfordert trotz fortgeschrittener Technologie weiterhin menschliche Kompetenz, insbesondere bei der Einordnung und Verifizierung der Ergebnisse. „KI-generierte Texte können effizient erstellt werden, aber die Interpretation und Einordnung der Ergebnisse erfordert menschliches Urteilsvermögen und Fachwissen“, betont Christoph.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die kreative Leistung im Umgang mit KI-Systemen. „Die Kreativität liegt nicht mehr so sehr darin, die Texte komplett selbst zu schreiben, sondern den richtigen Prompt zu formulieren, der die gewünschten Ergebnisse liefert“, erklärt Christoph.

Dies erfordert ein tiefes Verständnis der Funktionsweise des KI-Tools und die Fähigkeit, den Prompt so zu gestalten, dass die KI effektiv arbeiten kann. „Es ist eine Art kreative Arbeit, die Versuch und Irrtum beinhaltet und viel Nachdenken erfordert, um das KI-System zu optimieren“, fügt er hinzu.

Experten-Tipp #7:

Setzen Sie sich intensiv mit Prompt-Engineering und der Arbeit mit KI auseinander. Investieren Sie in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter:innen, damit sie die notwendigen Fähigkeiten entwickeln, um KI optimal zu nutzen und die besten Ergebnisse zu erzielen. 

Das Potential eines individuellen KI-Modells

Ein weiterer spannender Ansatz zur Optimierung der KI-Textgenerierung ist der Aufbau eines eigenen KI-Modells. Christoph erklärt: „In einem aktuellen Projekt erstellen wir ein eigenes GPT-Modell. Dazu exportieren wir alle vorhandenen Produktbeschreibungen und trainieren damit unser Modell.“

Auf diese Weise entsteht eine maßgeschneiderte Grundlage, die direkt auf die spezifischen Anforderungen und den Stil des Unternehmens zugeschnitten ist. „Das gibt dem Modell eine solide Basis und macht die Ergebnisse noch spezifischer und relevanter“, so Christoph.

Eine Herausforderung bei diesem Ansatz ist die Gefahr der Homogenität der generierten Texte. „Es besteht die Gefahr, dass alle Texte sehr ähnlich aussehen, weil sie auf denselben Daten basieren“, gibt Christoph zu bedenken. Dennoch sieht er großes Potenzial in diesem Ansatz. „So können wir die Qualität der Texte weiter verbessern und spezifischere, markengerechtere Inhalte erstellen.”

Experten-Tipp #8: 

Der Aufbau eines individuellen GPT-Modells kann die Qualität und Relevanz der generierten Texte deutlich verbessern. Unternehmen sollten die Möglichkeit in Betracht ziehen, ihr eigenes Modell zu trainieren, um spezifischere, markenangepasste Inhalte zu erstellen.

Die Zukunft der KI in der Textgenerierung

Christophs Resümee aus dem KI-Projekt: „Es ist beeindruckend, wie weit die Technologie schon ist und dass sie jetzt praxistauglich ist. Effizienz und Qualität der Ergebnisse hängen stark vom Prompt-Engineering ab. Aber dass es bereits vernünftig funktioniert, steht außer Frage.”

Der Fortschritt im Bereich der KI-Technologien ist rasant und es ist schwer vorherzusagen, was in den nächsten fünf Jahren passieren wird. „Die Nutzung dieser Technologie im E-Commerce ist noch relativ neu, sie wird vielleicht erst seit ein oder zwei Jahren auf breiter Basis eingesetzt. Die Möglichkeiten, die sich daraus für die Zukunft ergeben, sind enorm“, sagt Christoph.

Abschließend betont Christoph die Notwendigkeit, am Puls der Zeit zu bleiben: „Es ist klar, dass sich die Technologie ständig weiterentwickelt. Wir sind gespannt, welche neuen Möglichkeiten die Zukunft bringt und werden uns kontinuierlich weiterentwickeln, um KI optimal nutzen zu können.“